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Wann wurde Felicitas Lauer geboren?

Zur Geburt von Felicitas Lauer war bisher nichts bekannt. Dr. Hans Gaab hat im Landeskirchlichen Archiv Nürnberg unter St. Sebald (Taufen 1579-1592, Bl. 123r, Scan 119) nun gefunden, dass die spätere Ehefrau von Simon Marius am 5. März 1590 in St. Sebald getauft wurde: „Hans Lauer, Anna, Foelicitas [sic.], 5. Martij [1590]“. Marius hat Felicitas 1606 geheiratet, also eine 16-jährige, während er damals 33 Jahre alt war. So jung sind die Frauen in aller Regel nicht verheiratet worden. Sein Verleger und Schwiegervater Lauer hatte damals aber zum zweiten Mal geheiratet und offensichtlich war ihm seine Tochter aus erster Ehe im Weg. Das Todesdatum von Felicitas zu finden, dürfte unmöglich sein, da aus dieser Zeit die Ansbacher Kirchenbücher fehlen. Außer sie ist nach Nürnberg zurückgezogen, aber vielleicht hat sie dann nochmal geheiratet.

Im Foto St. Sebald aus der Schedel’schen Weltchronik von 1493 (99v, Wiki).

Teleskop von Sendtner und Heyde

Ohne die ehrenamtliche Unterstützung so vieler Übersetzer wäre es unmöglich, das Marius-Portal vielsprachig anzubieten. Zusammen mit Prof. Dr. Jarosław Włodarczyk kümmert sich Edith Pilska (Mitglied des Polnischen Vereins der Astronomieliebhaber, PTMA, Abteilung Warszawa) um die polnische Menüführung. Sie forscht auch an der Provenienz eines Teleskops von Sendtner und Heyde und sucht Kataloge der Firma für Jahre 1885-1904. Sie schreibt:

„In der Sternwarte zu Frauenburg befindet sich das Fernrohr Sendtner-Heyde (12,5 cm Durchmesser des Objektivs, fast 3 m Brennweite). Bis letzten Jahres glaubten wir, dass es sich 1904 in einer 4-m Kuppel auf dem Dach der Real-Hochschule zu Petri und Pauli in Danzig (Gdańsk) befand. Aber nach dem Verzeichnis des Instrumentariums der Schule ist das nicht wahr.

In den Zeiten 1900-1904 waren in Danzig (Gdańsk) mindesten drei Sternwarten: in der Real-Schule zu Petri und Pauli, in der Navigation-Schule und in der Altstadt, die zur Naturforschenden Gesellschaft (im Foto) gehörte. Alle diese drei hatten Fernrohre.

Im Jahre 1938 war Herr Liebermann Direktor der Real-Schule und machte Beobachtungen der Doppelsterne, um das Instrument zu justieren, das war aber nicht Sendtner-Heyde. Über seine Beobachtungen kann man in den Astronomischen Nachrichten lesen.

Das Fernrohr befand sich von 1956 an in der Warschauer Sternwarte, dann ab 1972 in der Schulsternwarte in Grudziądz und endlich hat es das Nicolaus Copernicus Museum in Frombork im Rahmen eines Austausches bekommen. Ich möchte also wissen, wer das Instrument bestellt hat.“

Was war 2018 neu?

Auch 2018 wurde das Marius-Portal um weitere Digitalisate ergänzt. Als Thony Christie im Rahmen einer Vortragseinladung in den USA war, besuchte er die Huntington Library (San Marino, CA) und wurde vom First Molina Curator, Joel A. Klein, mit einer CD des Mundus Iovialis überrascht.

Das Menü Kalender wurde völlig neu aufgesetzt und liefert unter jedem Jahrgang die nachgewiesenen Schreibkalender – alt und neu / neu und alt –, Almanache, Wandkalender und Prognostica. Wo möglich, sind Digitalisate verfügbar. Das brandgeschädigte Exemplar des Prognosticon Astrologicum auf das Jahr 1601 wurde von der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar ins Netz gestellt. Erstmals fotografiert sind das Prognosticon Astrologicum auf das Jahr 1610 und das Prognosticon Astrologicum auf das Jahr 1614 vom Staatsarchiv Nürnberg. Im Foto ist ein Sammelband mit Marius-Kalendern zu sehen. Auch das Prognosticon Astrologicum auf das Jahr 1628 vom Germanischen Nationalmuseum ist nun einsehbar. Wir danken Archivdirektor Prof. Dr. Peter Fleischmann und Bibliotheksdirektor Dr. Johannes Pommeranz.

Durch die laufende Pflege enthält das Menü Sekundärliteratur nun 204 Bibliografierungen, bei Berichterstattung gibt es 394 Einträge, bei Lexikon 130 und bei Veranstaltungen 137. Auf 27 der 40 nationalen Wikipedia-Einträge zu Simon Marius wurden Links auf die jeweilige Sprachversion des Marius-Portals eingerichtet.

Mit dieser Zusammenfassung wünscht die SiMaG einen guten Jahreswechsel.

WM-Finalisten sprachlich auch im Marius-Portal

Rechtzeitig mit dem Erreichen des Fußball-WM-Finales durch die kroatische Nationalmannschaft wurde auf dem Marius-Portal kroatisch als 32. Menüsprache installiert. Vermittelt hat die Sache Ralph Puchta, der Vizepräsident der Nürnberger Astronomischen Gesellschaft (NAG), der mit dem Pfarrer der Gemeinden Corpus Christi und St. Rupert Kontakt aufnahm. Stephan Neufanger war einst Schüler am Simon-Marius-Gymnasium in Gunzenhausen und bat seine Mitarbeiterin Đurđica Skok um eine Übersetzung in ihre Muttersprache, die Norman Schmidt nun implementierte.

Die Sprache des anderen Finalisten gibt es im Marius-Portal übrigens seit Mai 2013. Französisch hat uns damals Rainer Gröbel von der Nürnberger Astronomischen Arbeitsgemeinschaft (NAA) spendiert.

Mit Marius zur Luthernacht

Eine überzeugende Leistung haben Jakob Lahner und Maria Pacurariu als Interviewer und Tassilo Segerer als Kameramann hingelegt. Für die Luthernacht am 22. Juli 2017 im Melanchthon-Gymnasium Nürnberg haben sie einen Film gedreht, der sich mit Naturwissen­schaften in der Reformationszeit beschäftigt. Dabei sind die drei auf den markgräflichen Hofastronomen Simon Marius gestoßen und so ergab sich ein Interview mit Pierre Leich, das die jungen Astronomiehistoriker professionell und sachkundig durchgezogen haben. Betreut haben das Projekt Dagmar Kroth und Barbara Safferling-Rohmfeld. Zum Interviewtermin schaute auch Volker Dickel vorbei, der das Wahlfach Astronomie anbietet, wofür die Nürnberger Astronomische Gesellschaft (NAG) das Teleskop im Hintergrund gestiftet hat.

Marius-Konferenzband erschienen

Im Thalia-Buchhaus CAMPE Nürnberg haben die Herausgeber Dr. Hans Gaab (links) und Pierre Leich im Beisein von Autoren und Förderern erstmals den 481-seitigen Sammelband „Simon Marius und seine Forschung“ präsentiert. Die Astronomiehistoriker stellten die 16 Beiträge kurz vor und überreichten die ersten beiden Exemplare der Vorstandsvorsitzenden der HERMANN GUTMANN STIFTUNG, Angela Novotny, und dem Direktor des Staatsarchivs Nürnberg, Prof. Dr. Peter Fleischmann. Die Publikation schließt das Simon-Marius Jubiläum 2014 ab. Deren Höhepunkte waren die Freischaltung des Marius-Portals, die Benennung eines Asteroiden nach Marius durch die Internationale Astronomische Union sowie die Tagung im Nicolaus-Copernicus-Planetarium, aus der der Sammelband hervorhing. Inzwischen (bis März 2017) erschienen über 40 Berichte, u.a. Rezensionen in SZ und FAZ. (Foto: Norman Schmidt)

Blog der Stadtarchive

Die „Stadtarchive in der Metropolregion Nürnberg“ haben sich zusammengetan und betreiben seit November einen Gemeinschaftsweblog unter diesem Namen. Alle paar Tage entsteht ein neuer Blogbeitrag und präsentiert geschichtlich interessante Themen rund um die Stadt- und Regionalgeschichte vom Mittelalter ins 21. Jahrhundert. Momentan beteiligen sich die Stadtarchive Amberg, Bamberg, Erlangen, Fürth, Lauf a.d. Pegnitz, Nürnberg, Pegnitz, Schwabach und Weißenburg an dem Gemeinschaftsprojekt.

Da das koordinierende Stadtarchiv Nürnberg auch einen Kalender von Simon Marius besitzt, haben wir die Gelegenheit erhalten, in einem kleinen Gastbeitrag über einige „Astronomische Werke aus Nürnberg“ zu berichten. Dem Stadtarchiv Nürnberg danken wir für die Digitalisierung der Marius-Schrift Alter und newer SchreibCalender auf das Jahr 1628, die nur noch in vier Exemplaren nachgewiesen ist, und dem Marius-Portal zur Verfügung gestellt wurde. (Foto: Kraus/Staudacher)

Weitere Marius-Kalender digitalisiert

Marius-Kalender_Fleischmann_Staatsarchiv-Nuernberg

Seit Beginn der Überlegungen für ein Marius-Portal im Jahr 2011 hat das Staatsarchiv Nürnberg das Projekt unterstützt. Vor Kurzem überreichte uns dessen Leiter, Prof. Dr. Peter Fleischmann (im Bild), eine CD, mit der er dem Portal weitere neun Marius-Kalender zur Verfügung stellt. Darunter befinden sich die kompletten Jahrgänge 1607, 1612 und 1613. Das weltweit nur im Staatsarchiv Nürnberg nachgewiesene Prognosticon Astrologicum auf das Jahr 1618 ist nun mit beiden Exemplaren einsehbar. Weiterhin haben wir den SchreibCalender auf das Jahr 1608 erhalten und das Prognosticon auf 1605 wurde komplettiert.

Marius-Anhang nun auf Deutsch

Globulus-Vorstellung-Mittl-Leich-Röttel_Bauer

Seit 1993 gibt Dr. Karl Röttel (im Foto rechts) die Zeitschrift Globulus heraus. Auf Einladung von Bürgermeister Richard Mittl (links) wurde nun in Mörnsheim der Jahresband 18 vorgestellt. Unter den vielfältigen Beiträgen findet sich auch „Marius’ Replik auf Scheiner – Der Anhang zum Mundus Iovialis von Simon Marius“ von Dr. Hans Gaab und Pierre Leich (Mitte). In dem sehr seltenen Anhang von 1614 verteidigt sich Marius gegenüber Angriffen von dem Ingolstädter Jesuitenpater, Mathematiker und Astronomen Christoph Scheiner. Vier Jahre zuvor hatte Galileo Galilei im Sidereus Nuncius über Mondberge und Jupitermonde berichtet. Scheiner zog die Wahrheit dieser Beobachtungen nicht in Zweifel und sah selbst Venusphasen und Sonnenflecken, schloss sich der Interpretation von Galilei aber nicht an und ließ die Copernicanische Lehre nur als hypothetisch gelten. Marius, der ebenso dachte, erwartete von Scheiner daher eine freundliche Würdigung seiner eigenen Jupitermondbeobachtungen, die ihm – wie man heute weiß – zeitgleich und unabhängig gelangen.

Während Scheiner einige Ergebnisse von Marius ohne Namensnennung übernahm, stellte er sich in der Frage der Priorität der Jupitermondentdeckung jedoch hinter Galilei und beschimpfte Marius als Calvinisten, der überaus spät und reichlich aufdringlich versuche, „uns das Gegenteil einzureden“. Marius revanchierte sich in dem Anhang, indem er Scheiner eine Reihe fachlicher Fehler aufzeigt.

Der Anhang liegt nun erstmals in deutscher Übersetzung vor, wobei der Übersetzer des Mundus Iovialis, Joachim Schlör, dem Text den letzten Schliff gab.

Galilei dankte Scheiner seine Solidarität übrigens nicht: In seinem Dialogo von 1632 überzog er Scheiner mit beißendem Spott.

(Foto: Franz Bauer)

Marius-Portal freigeschaltet

Marius-Portal-Freischaltung_Kaller

Nach fast dreijähriger Vorbereitung und über 1000 Stunden wurde am 18. Februar im Staatsarchiv Nürnberg das Marius-Portal freigeschaltet. Exakt 400 Jahre nach der Widmung im Hauptwerk von Simon Marius – waren bei einem kleinen Festakt die Generaldirektionen der bayerischen Staatlichen Archive und der Staatsbibliothek sowie weitere Archive und Bibliotheken aus Mittelfranken vertreten.

Auf den roten Knopf drückten Pierre Leich (Portal-Herausgeber), Dr. Peter Fleischmann (Direktor des Staatsarchivs Nürnberg), Dr. Stephan Kellner (Bavarica-Referent der Bayerischen Staatsbibliothek) und Dr. Ralph Puchta (Vizepräsident der Nürnberger Astronomischen Gesellschaft) und unterstrichen die Bedeutung von Marius als Topastronomen auf internationalem Niveau, der zu einer Handvoll Forschern weltweit gehörte, denen mit dem eben entdeckten Fernrohr sensationelle Entdeckungen am Himmel gelangen.

Das mehrprachigen Marius-Portal führt erstmals alles von und über Marius zusammen.

Foto: Mark Kaller